Märchen gehen so: Verloren steht ein Mädchen im Wald. Da taucht ein Vögelchen auf und schwirrt vor seinem Antlitz. Das Mädchen folgt ihm, sie werden Freunde und am Schluß findet die Maid Gold, einen Geliebten und am besten beides.
In Echt gibt es Märchenbuch auch und das geht so (ähnlich).
Ein Vogel mit dem wenig poetischen Namen Honiganzeiger flattert im Urwald Afrikas und zeigt dem Bartl, wo er den Honig holt.
Mensch und Dachs folgen gerne, zumal der Vogel auch hartnäckig flattert, bis er sich seines Gefolges gewiss ist. Sein Ziel sind Wildbienenstöcke und seine Geste ist nicht uneigennützig.
Während Mensch & Tier hinter dem Honig her sind und dabei in Kauf nehmen von wütenden Bienen zerstochen zu werden, gibt sich der Vogel das Spektakel erste Reihe Balkon. Sobald der Honig geplündert ist und das Jammern ob der Stiche verhallt, macht sich der Vogel an das Wachs in den Stöcken.
Bienewachs ist eigentlich unverdaubar. Der Honiganzeiger aber hat sich mit Bakterien auf ein Packl gehaut, die seinen Darm besiedeln und es ihm erlauben Energie aus dem Wachs zu ziehen. Eine einzigartige Form der Spezialisierung, ist doch im Urwald sonst niemand scharf auf das Wachs.
Bakterien sind die Müllabfuhr der Welt. Sie zersetzten alles, sogar Plastik, Ölteppiche, Schwermetalle. In der Fermentation setzen wir sie gezielt ein, um Lebensmittel für uns vorzubereiten. Essen wir unpasteurisiertes Sauerkraut kann das helfen unseren Darm mit diesen wichtigen Bakterien zu besiedeln, vor allem wenn nach einer Antibiotika-Kur der Magen-Darm-Trakt auf Bakterien-Null gestellt wurde.
Winzig, zäh und zahlreich!
Das Märchen des Honiganzeigers hat einen Preis. Der Vogel kann seine eigene Brut nicht ernähren und so schmuggelt er seine Eier in die Nester anderer.
Gemeinerweise zerpeckt die Rabenmutter, die Honiganzeiger-Mutter ist, die Eier der nesteigenen Vögel. Sollte doch ein Ei schlüpfen, gibt der Baby-Honiganzeiger dem Nestgeschwisterchen den Rest. Das ist dann aber eher ein Fall für einen Horrorgeschichte und kein Märchen.
Da unsere Körper viele Jahrtausende brauchten, um ergebnisorientierte Bakterien-Kooperationen zum Abbau von Mikroplastik und Pestiziden einzugehen, lassen wir derartiges gleich weg. Das hilft Ihrem Körper und
Ihrer Brut.