Meine Großmutter war eine moderne Frau, manchmal und dann auch wieder nicht. Als ich früh auf Anfrage beschloss, in den Bund der Ehe einzutreten, fragte sie: „Von wem ist er denn?“ … also Oma wirklich, als wäre es möglich jedes heiratsfähige männliche Wesen & seine Sippe zu kennen.
Aber irrelevant ist die Frage auch heute oft nicht, „von wem man denn ist“. Wer einen ordentlichen Stammbaum hat, der trägt seine epigenetischen Eigenheiten mit seinem Psycho aus. Wer keinen hat, der macht es so, wie es immer schon war: der gräbt in seiner Ahnenkiste und ganz unten liegt sicher einer, der Ihnen gefällt.
Cäsar hat dort den Staatsgründer Aeneas gefunden, Napoleon Karl den Großen, die Tudors König Arthur. Und wem das nicht reicht, der stammt von den Göttern höchstpersönlich ab.
Auch Fermente haben Abstammung. Milchkefir z.B. entweder kaukasischer oder tibetanischer Provenienz.
Bei Kaukase wird mir sofort ein Foto von Dolf Lundgren ins Hirn eingespielt. Muskulös, hohe Backenknochen, kurzer Bürstenhaarschnitt. Und bei ausreichender Fütterung ist es auch so, die kaukasischen Knollen können wahre Kraftprotze werden. Handtellergroße Riesen wurden schon gesehen. Ganz anders der Tibeter. Nicht mehr als stecknadelkopf-groß, dafür vielzählig und mit Kampfgeist. Denn lädt man sie gemeinsam zu einem Milchbade ein, so zerlegen die vielen Tibeter den großen Dolf Lundgren Kefir in viele kleine Tibeterpilze.
Die Rache der Natur. Die kleinen sind viel widerstandsfähiger als die großen Eichen & vermehren sich schneller. Wenn Sie jetzt ihrem Milchkefir kritische Blicke, ob seiner Herkunft, zuwerfen… tun Sie es nicht. Geschmacklich ist der eine, als auch der andere hervorragend.
Denn, von wem sind Sie eigentlich? Um mit Karl Kraus in die letzten Tage der Menschheit zu sprechen: „Legitimieren S’Ihna. Sie Binkel“.
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