das eigene Herz zu geben, jemandem, oder es raumzupflanzen..

29.08.2021

ist nichts anderes,

 

also eines Raumes und seiner Wesen auch, oder nur seines ureigensten Klanges

 

Feingebilde ab nun herzmitzuschlagen.. also zu sagen und zu wollen: hiermit, ab nun, gelten diese Regeln meinem Odauffalten und T’Odgeschehen /das Vergehenlassen ist eine der wesentlichsten Werde- und damit Liebesgaben: also das in mir dir Raumgeben __ das mein ich aus meinen Bestehenden und meinem Entstehenden teilend zurückziehen, zurück-bis zu herauszunehmen ja wohl essentiell und grundlegend besteht.. ich überlasse dir Fühlraum, der ich bin oder den ich bespiele, und TRETE DARIN SELBST so weit zurück, daß ich über mithandelnd bis zu lauschend oder von dir darin totgeprügelt, dich hierin, in was mit lebensgrundlegend ist, bin. Ich liefer mich dir nicht aus, sondern ich nehme etwas Starkes DAZU, ich wachse… denn das „Andere“, dam ich mich tiefer öffne: zuerst habe ich es nur in mir erlebt… es hat mein Interesse wachgemacht, geweckt… ich habe aus eigenem dahin Eigenes fühlentsandt…

aus: worte-rilke-stundenbuch.htm

3

Du, Nachbar Gott, wenn ich dich manches Mal
in langer Nacht mit hartem Klopfen störe, –
so ists, weil ich dich selten atmen höre
und weiß: Du bist allein im Saal.
Und wenn du etwas brauchst, ist keiner da,
um deinem Tasten einen Trank zu reichen:
Ich horche immer. Gib ein kleines Zeichen.
Ich bin ganz nah.

Nur eine schmale Wand ist zwischen uns,
durch Zufall; denn es könnte sein:
Ein Rufen deines oder meines Munds –
und sie bricht ein
ganz ohne Lärm und Laut.

Aus deinen Bildern ist sie aufgebaut.

Und deine Bilder stehn vor dir wie Namen.
Und wenn einmal das Licht in mir entbrennt,
mit welchem meine Tiefe dich erkennt,
vergeudet sichs als Glanz auf ihren Rahmen.

Und meine Sinne, welche schnell erlahmen,
sind ohne Heimat und von dir getrennt.

4

Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.
Wenn das Zufällige und Ungefähre
verstummte und das nachbarliche Lachen,
wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen – :

Dann könnte ich in einem tausendfachen
Gedanken bis an deinen Rand dich denken
und dich besitzen [nur ein Lächeln lang],
um dich an alles Leben zu verschenken
wie einen Dank.

5

Ich glaube an alles noch nie Gesagte.
Ich will meine frömmsten Gefühle befrein.
Was noch keiner zu wollen wagte,
wird mir einmal unwillkürlich sein.

Mit diesem Hinfluten, mit diesem Münden
in breiten Armen ins offene Meer,
mit dieser wachsenden Wiederkehr
will ich dich bekennen, will ich dich verkünden
wie keiner vorher.

 

7

Wer seines Lebens viele Widersinne
versöhnt und dankbar in ein Sinnbild fasst,
der drängt
die Lärmenden aus dem Palast,
wird anders festlich, und du bist der Gast,
den er an sanften Abenden empfängt.

Du bist der Zweite seiner Einsamkeit,
die ruhige Mitte seinen Monologen;
und jeder Kreis, um dich gezogen,
spannt ihm den Zirkel aus der Zeit.

 

11

Ich liebe dich, du sanftestes Gesetz,
an dem wir reiften, da wir mit ihm rangen;
du großes Heimweh, das wir nicht bezwangen,
du Wald, aus dem wir nie hinausgegangen,
du Lied, das wir mit jedem Schweigen sangen,
du dunkles Netz,
darin sich flüchtend die Gefühle fangen.

Du hast dich so unendlich groß begonnen
an jenem Tage, da du uns begannst, –
und wir sind so gereift in deinen Sonnen,
so breit geworden und so tief gepflanzt,
dass du in Menschen, Engeln und Madonnen
dich ruhend jetzt vollenden kannst.

 

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